Mervyn warren biography of martin luther king
King Came Preaching: The Pulpit Power of Dr. Martin Luther King Jr.
October 31, 2022
Das Buch "King Came Preaching. The Pulpit Power of Dr. Martin Luther King Jr." wurde von Dr. Mervyn A. Warren geschrieben. Warren hat ursprünglich zu diesem Thema promoviert. "King Came Preaching" ist eine aktualisierte und überarbeitete Fassung seiner Doktorarbeit, um das Thema für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen. Ein interessantes Alleinstellungsmerkmal bestimmt dieses Buch: Es ist eine homiletische Biografie. Im Fokus stehen somit Kings Predigten.
Kapitel 1 "A Homiletical Biography" gibt einen groben Überblick über Kings Leben. Sein Familienhintergrund, seine Persönlichkeit, seine Bildung und seine Karriere stehen im Vordergrund. Hier findet sich all das "Allgemeinwissen" über King wieder, wie man es aus zig Ausführungen kennt.
Kapitel 2 "King as Black Preacher & the Liberating Word" betont zuerst die Eigenmerkmale des Black Preachings. Es gibt drei Dimensionen und Eigenarten, die das Black Preaching bestimmen (die genetische, generische und geometrische Dimension). Zweitens erläutert Warren die theologische Grundlage für Kings befreiende Predigtart. King wird als ein Black Preacher mit einer priesterlichen, prophetischen und apologetischen Art interpretiert.
Kapitel 3 "The Audience" rückt zuerst das traditionelle Publikum der Black Church in den Fokus. Fünf dominante Aspekte der Dynamik des schwarzen Publikums werden vorgestellt: Emotion, Motivation, Polarisierung, soziale Bestätigung und zirkuläre Reaktion (oder einfacher: das Dialogische). Danach geht er in dem Teil "King and General Church Audiences" auf die drei wichtigen "P´s" in der Predigt ein - "it proves an appeal to the intellect, it paints an appeal to the imagination, and it persuades an appeal to the heart" (S. 66). Weiter unterscheidet Warren nach H.L. Hollingworth zwischen fünf Publikumsklassifizierungen (Spontan zuhörendes Publikum [bspw. Fußgänger, die zufällig zuhören], passives Publikum, ausgewähltes Publikum, konzertiertes Publikum, organisiertes Publikum), auf die jeweils unterschiedlich eingegangen werden muss. King beherrschte nach Warren diese Kontextualisierung sehr gut.
Kapitel 4 und 5 beschäftigt sich in zwei Teilen mit "The Content of the King Sermons". In Kapitel 4 wird Kings Person als lebendige Predigt reflektiert. Es geht also um sein Ethos und über die Vorwürfe, die an ihn herangetragen wurden. Ich fand das Kapitel zu apologetisch und wohlwollend. Besonders im Hinblick darauf, dass dies Warrens Ergebnisse seiner Doktorarbeit sind. Meines Wissens nach ist nachgewiesen worden, dass King wichtige Teile seiner Promotion abgeschrieben hat. Warren geht darauf kaum ein. In Kapitel 5 geht es nach dem Ethos um Kings Logos und Pathos. Beim Logos werden seine Argumentationsmuster untersucht (wie er mit Beispielen, Generalisierungen, Analogien, Kausalitäten arbeitet). Beim Pathos wird die emotionale Seite betont (wie er mit Beispielen, Erzählungen, Zitaten arbeitet).
Kapitel 6 "The Themes of Kings Sermons" betrachtet zuerst die thematischen Quellen für Kings Themen. Inspiriert haben ihn Henry David Thoreau, Walter Rauschenbusch, Mohandas K. Gandhi, Reinhold Niebuhr, der Bostoner Personalismus, G.W.F. Hegel und die Social Gospel Bewegung. Problematisch finde ich hier, dass in Bezug auf seine thematischen Quellen die Black Church nicht erwähnt wird. Es wirkt, wie bei manch anderen Werken zu King auch, als würde King vornehmlich von westlichen Denkern (mit Ausnahme von Ghandi) geprägt werden. Das dies eine verzerrte Sicht ist, zeigt u.a. meine Hausarbeit zu dem Thema ("Die Bedeutung der Black Church im Kampf gegen den Rassismus bei Martin Luther King"). Als Zweites werden die thematischen Schwerpunkte in Kings Predigten erläutert (Gott, Jesus, Kirche, Prediger, Menschen, Ausgewogenheit, Liebe, Gebet, Glaube und gut und böse).
Kapitel 7 "Language in Kingly Style" betont Kings Sprache. Warren analysiert sie nach den Maßstäben von Rudolf Flesch, konzentriert sich auf seinen Satzbau und gibt einen Überblick über die Verwendung von achtzehn rhetorischen Stilmitteln und Redefiguren. Abschließend vergleicht er kurz orale und literale Sprache.
Kapitel 8 "Sermon Design, Preparation & Delivery" geht es zuerst um Kings Gliederungsmethoden. Kings Predigten folgen gewöhnlich der klassischen Dreiteilung (Einleitung, Hauptteil, Schluss). Danach geht es um die Frage, wie lange sich King auf seine Predigten vorbereitete. Als Drittes wird die Vermittlung der Predigt in den Vordergrund gestellt. Weiter werden die sichtbaren Elemente des Vortrages betont (körperliche Haltung, körperliche Handlung). Zuletzt wird seine Stimme analysiert (Tonlage, Stimmumfang, Steigerung der Stimme, Dauer der Predigt).
Kapitel 9 schließt mit einem kleinen Fazit.
Insgesamt ein sehr schönes und hilfreiches Buch. Spannend fand ich besonders die Mischung aus Biografie und Homiletik. Das war die erste homiletische Biografie, die ich bis jetzt gelesen habe. Deshalb die vier Sterne. Der letzte Stern fehlt aufgrund der m.E. fehlenden kritischen Haltung gegenüber Kings Leben. Dafür, dass Warren zu dem Thema promoviert hat, war mir die Biografie schon fast etwas zu wohlwollend und apologetisch. Bei aller Wertschätzung: Damit Kings Biografie nicht zu einer Hagiographie stilisiert wird, müssten m.E. zumindest ein paar Schattenseiten betont werden.
Kapitel 1 "A Homiletical Biography" gibt einen groben Überblick über Kings Leben. Sein Familienhintergrund, seine Persönlichkeit, seine Bildung und seine Karriere stehen im Vordergrund. Hier findet sich all das "Allgemeinwissen" über King wieder, wie man es aus zig Ausführungen kennt.
Kapitel 2 "King as Black Preacher & the Liberating Word" betont zuerst die Eigenmerkmale des Black Preachings. Es gibt drei Dimensionen und Eigenarten, die das Black Preaching bestimmen (die genetische, generische und geometrische Dimension). Zweitens erläutert Warren die theologische Grundlage für Kings befreiende Predigtart. King wird als ein Black Preacher mit einer priesterlichen, prophetischen und apologetischen Art interpretiert.
Kapitel 3 "The Audience" rückt zuerst das traditionelle Publikum der Black Church in den Fokus. Fünf dominante Aspekte der Dynamik des schwarzen Publikums werden vorgestellt: Emotion, Motivation, Polarisierung, soziale Bestätigung und zirkuläre Reaktion (oder einfacher: das Dialogische). Danach geht er in dem Teil "King and General Church Audiences" auf die drei wichtigen "P´s" in der Predigt ein - "it proves an appeal to the intellect, it paints an appeal to the imagination, and it persuades an appeal to the heart" (S. 66). Weiter unterscheidet Warren nach H.L. Hollingworth zwischen fünf Publikumsklassifizierungen (Spontan zuhörendes Publikum [bspw. Fußgänger, die zufällig zuhören], passives Publikum, ausgewähltes Publikum, konzertiertes Publikum, organisiertes Publikum), auf die jeweils unterschiedlich eingegangen werden muss. King beherrschte nach Warren diese Kontextualisierung sehr gut.
Kapitel 4 und 5 beschäftigt sich in zwei Teilen mit "The Content of the King Sermons". In Kapitel 4 wird Kings Person als lebendige Predigt reflektiert. Es geht also um sein Ethos und über die Vorwürfe, die an ihn herangetragen wurden. Ich fand das Kapitel zu apologetisch und wohlwollend. Besonders im Hinblick darauf, dass dies Warrens Ergebnisse seiner Doktorarbeit sind. Meines Wissens nach ist nachgewiesen worden, dass King wichtige Teile seiner Promotion abgeschrieben hat. Warren geht darauf kaum ein. In Kapitel 5 geht es nach dem Ethos um Kings Logos und Pathos. Beim Logos werden seine Argumentationsmuster untersucht (wie er mit Beispielen, Generalisierungen, Analogien, Kausalitäten arbeitet). Beim Pathos wird die emotionale Seite betont (wie er mit Beispielen, Erzählungen, Zitaten arbeitet).
Kapitel 6 "The Themes of Kings Sermons" betrachtet zuerst die thematischen Quellen für Kings Themen. Inspiriert haben ihn Henry David Thoreau, Walter Rauschenbusch, Mohandas K. Gandhi, Reinhold Niebuhr, der Bostoner Personalismus, G.W.F. Hegel und die Social Gospel Bewegung. Problematisch finde ich hier, dass in Bezug auf seine thematischen Quellen die Black Church nicht erwähnt wird. Es wirkt, wie bei manch anderen Werken zu King auch, als würde King vornehmlich von westlichen Denkern (mit Ausnahme von Ghandi) geprägt werden. Das dies eine verzerrte Sicht ist, zeigt u.a. meine Hausarbeit zu dem Thema ("Die Bedeutung der Black Church im Kampf gegen den Rassismus bei Martin Luther King"). Als Zweites werden die thematischen Schwerpunkte in Kings Predigten erläutert (Gott, Jesus, Kirche, Prediger, Menschen, Ausgewogenheit, Liebe, Gebet, Glaube und gut und böse).
Kapitel 7 "Language in Kingly Style" betont Kings Sprache. Warren analysiert sie nach den Maßstäben von Rudolf Flesch, konzentriert sich auf seinen Satzbau und gibt einen Überblick über die Verwendung von achtzehn rhetorischen Stilmitteln und Redefiguren. Abschließend vergleicht er kurz orale und literale Sprache.
Kapitel 8 "Sermon Design, Preparation & Delivery" geht es zuerst um Kings Gliederungsmethoden. Kings Predigten folgen gewöhnlich der klassischen Dreiteilung (Einleitung, Hauptteil, Schluss). Danach geht es um die Frage, wie lange sich King auf seine Predigten vorbereitete. Als Drittes wird die Vermittlung der Predigt in den Vordergrund gestellt. Weiter werden die sichtbaren Elemente des Vortrages betont (körperliche Haltung, körperliche Handlung). Zuletzt wird seine Stimme analysiert (Tonlage, Stimmumfang, Steigerung der Stimme, Dauer der Predigt).
Kapitel 9 schließt mit einem kleinen Fazit.
Insgesamt ein sehr schönes und hilfreiches Buch. Spannend fand ich besonders die Mischung aus Biografie und Homiletik. Das war die erste homiletische Biografie, die ich bis jetzt gelesen habe. Deshalb die vier Sterne. Der letzte Stern fehlt aufgrund der m.E. fehlenden kritischen Haltung gegenüber Kings Leben. Dafür, dass Warren zu dem Thema promoviert hat, war mir die Biografie schon fast etwas zu wohlwollend und apologetisch. Bei aller Wertschätzung: Damit Kings Biografie nicht zu einer Hagiographie stilisiert wird, müssten m.E. zumindest ein paar Schattenseiten betont werden.